Europawahl

Zur EU-Wahl sticht ein kleines blaues Plakat zwar nicht ins Auge, aber ins
Herz: “Für Frieden und ein christliches Europa”. Hier hat sich ein Bock zum
Gärtner gemacht. Wer nämlich die Angst vor Fremden und ihrer Religion
schürt, handelt unbiblisch. Schon im Alten Testament stehen Fremde und
Flüchtlinge unter Gottes Schutzgebot: “Die Fremdlinge sollt ihr nicht
unterdrücken; denn ihr wisst um der Fremdlinge Herz, weil ihr auch
Fremdlinge in Ägypten gewesen seid (2. Mose 23,9)”. Und im Gleichnis vom
Weltgericht identifiziert sich Christus mit den Fremden. (Matth.25,31-46).
Das Christentum selbst ist in einer pluralen Umwelt entstanden. Zu Pfingsten
haben Menschen das Wunder christlicher Verständigung erlebt: Parther, Meder,
Elamiter, Juden, Römer, Kreter, Araber. Fremde wurden zu Vertrauten. Wer im
Nationalismus wieder einen Heilsweg sieht, wird zum Totengräber einer
lebenswerten Zukunft. Protest ist keine Entschuldigung. Europa hat Besseres
verdient und unsere Stadt auch.