Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
seit Verabschiedung des letzten Haushaltes hat sich in Lindau Vieles verändert. Das Corona-Virus lähmt die gesamte Stadt und dies hat auch Auswirkungen auf die Steuereinnahmen der Stadt. Gerade in schwierigen Zeiten ist es deshalb wichtig auf die Prioritäten in der Stadtpolitik zu konzentrieren. In den letzten Jahren wurde um diese Prioritäten gerungen und festgesetzt. Andererseits hat sich auch in der Stadtpolitik im vergangenen Jahr Einiges verändert.
Hatte die Stadtverwaltung noch 2017 vorgeschlagen, das Grundschulgebäude in Zech zu sanieren und auszubauen und hatte der alte Stadtrat für die Haushalte 2020 und 2021 noch vier Millionen Euro dafür bereitgestellt, wurde dieses Geld vom neuen Stadtrat als erstes gestrichen. Im nun vorgelegten Haushalt für 2021 sind nur noch Platzhalter dafür vorhanden.
2017 wurde den Elternbeiräten der beiden Mittelschulen versprochen, dass bei einer Zustimmung für eine Zusammenlegung der beiden Mittelschulen, innerhalb von drei Jahren die Einhäusigkeit der Mittelschule vollzogen sei. Damals war dies eine Voraussetzung für deren Zustimmung, welche die Stadt dringend brauchte. Der Stadtrat entschied sich zwischenzeitlich für einen Neubau. Außerdem wurde ein Gesamtkonzept für alle Schulen vom neuen Stadtrat gefordert. In diesem Sommer werden dem Stadtrat die endgültigen Entscheidungsunterlagen für die Mittelschule und die Grundschulen vorgelegt werden, jedoch finanzielle Mittel für eine Umsetzung wird es wohl in den nächsten Jahren nicht geben. Der vorgelegte Haushalt mit dem Finanzplan für die nächsten Jahre zeigt dies deutlich auf.
Dabei ist allen bekannt, dass es bereits im nächsten Schuljahr Schwierigkeiten geben wird, ausreichend Plätze den Schulkindern bereitstellen zu können. Von den Problemen des Mangels an Betreuungsräumen ganz zu schweigen. Sicherlich wurde in der jüngeren Vergangenheit, auch auf unser Drängen hin, einiges Geld in die Digitalisierung der Schulen gesteckt, es handelte sich dabei jedoch um Gelder aus speziellen Förderprogrammen von Bund und Freistaat und nicht um finanzielle Leistungen der Stadt.
Seit Jahren ist dem Lindauer Stadtrat bekannt, dass verschiedene Schulgebäude zumindest eine Grundsanierung brauchen. Der alte Stadtrat verabschiedete am 28.11.2018 eine Absichtserklärung, einen Großteil der Erlöse aus dem Verkauf der Grundstücke von Stadtgärtnerei und Bauhof in die Schulen zu investieren. Im nun vorgelegten Haushalt werden die Erlöse für das Grundstück der Stadtgärtnerei für andere Projekte verwendet. Die Schulen gehen wieder leer aus. Neue Wohngebiete entstehen, die Zahl der Familien und damit auch der Kinder nehmen weiterhin zu. Die Stadt ist für die Infrastruktur verantwortlich, dazu gehören auch die Schulen. Sie sind sogar eine Pflichtaufgabe der Stadt. Außer mit Lippenbekenntnissen kommt die Lindauer Kommunalpolitik jedoch seit Jahren ihren Verpflichtungen nicht nach.
Und nun werden die Schulen auch noch zu den großen Corona-Verlierern in Lindau.
Stattdessen werden im neuen Haushalt Millionen bereitgestellt, um den Stadtbus in der Schachener Straße zu behindern. Dem alten Stadtrat wurde noch zugesichert, dass die einzelnen Maßnahmen aus dem Radwegekonzept zuerst in den einzelnen Ausschüssen beraten und entschieden werden, bevor weitere Planungen angegangen würden.
Aber, wie bereits gesagt, in Lindau hat sich Einiges verändert. Zusagen haben an Bedeutung verloren, das Vertrauen in die Lindauer Kommunalpolitik nimmt weiter ab.
Der vorgelegte Haushalt spiegelt diese Entwicklung wider. Die Freie Bürgerschaft gibt zwar die Hoffnung nicht auf, dass es ein Umdenken in der Lindauer Kommunalpolitik wieder geben kann. Aber dem heute zur Abstimmung gestellten Kernhaushalt können wir, trotz einiger unterstützungswürdiger Projekte, im Gesamten nicht zustimmen. Zu viel Glaubwürdigkeit der Lindauer Kommunalpolitik steht auf dem Spiel. Wir lehnen den zur Abstimmung gestellten Kernhaushalt ab.
Günther Brombeiß