Schön, wenn man davon überzeugt ist, immer die richtigen Entscheidungen zu treffen. Noch schöner, wenn man – wie die Bunte Liste – bereits vorhersagen kann, dass der Elektroantrieb die Antriebstechnologie der Zukunft ist. Interessanterweise haben übrigens die gleichen Experten vor Jahren Erdgas für die Stadtbusse favorisiert. Fakt ist jedoch, dass keine einzige Kommune in Deutschland komplett auf Elektroantrieb umgestellt hat. Zum jetzigen Zeitpunkt ist für uns der Elektroantrieb nicht der Antrieb der Zukunft. Wenn der Elektroantrieb nur eine Zwischenstufe darstellt, ist die Anschaffung von Elektrobussen eine teure Sackgasse, da allein die Infrastruktur für E-Technik deutlich über eine Million kostet.
Echte Experten sind sich bei diesem Thema uneins. Immer mehr kommen jedoch zum Schluss, dass wasserstoffangetriebene LKW und Busse der Schlüssel für einen CO-2-neutralen Transport der Zukunft sind. Sehr hoffnungsfroh stimmen uns in diesem Zusammenhang die Aussagen von Landrat Stegmann (LZ vom 29.12.20). Er setzt sich für eine Wasserstoff-Tankstelle in Lindau ein. Außerdem will er festschreiben, dass ein bestimmter Anteil der Regionalbusse in Zukunft mit Wasserstoffantrieb fährt. Umso befremdlicher ist es für uns, wenn der Stadtratsmehrheit, die sich nicht für die Beschaffung von Elektrobussen ausgesprochen hat, deshalb „Verrat an den jungen Menschen“ vorgeworfen wird (LZ vom 18.12.20). Die massiven Umweltzerstörungen in Afrika und Südamerika für die Rohstoffgewinnung zur Fertigung der Batterien werden vollkommen ignoriert.
Worum geht es grundsätzlich: Der Anteil des straßengebundenen ÖPNV an den Gesamtemissionen des Verkehrssektors ist trotz hoher Verkehrsleistung mit rund 2% sehr gering. Der wesentliche Beitrag zum Klimaschutz und zur Reduzierung der Emissionen kommt daher bei einer Modal-Split-Erhöhung zum Tragen. Es geht kurz gesagt um die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs bei gleichzeitiger Erhöhung des ÖPNV. Beim Umstieg vom Auto zum Bus kann, durch die erhöhte Mitnahmekapazität, zusätzlich ein Vielfaches an Emissionen reduziert werden. Dafür brauchen wir einen attraktiven Stadtbus, der pünktlich und im Takt fährt und gut angenommen wird. Hier sind wir mit dem Beitritt zum Bodo, der neuen 5. Linie und dem Haltestellenkonzept auf einem guten Weg. Damit stärken wir das Image unseres Stadtbusses, auf den wir stolz sind und ganz nebenbei auch die Marke Lindau. Stolz sind wir auch auf die Verleihung des EEA in Gold, bei der unser aktueller Modal-Split eine nicht unerhebliche, positive Rolle gespielt hat.
Die Wirtschaftlichkeit können wir bei dieser Diskussion nicht unter den Tisch fallen lassen. In den nächsten Jahren fehlen uns fast 10 Millionen im Haushalt. Ganz zu Recht müssen wir deshalb alle Ausgaben auf den Prüfstand stellen und alle Bereiche nach Einsparmaßnahmen untersuchen. Schließlich wollen wir der nachfolgenden Generation keinen Schuldenberg hinterlassen, der keine weiteren Investitionen zulässt.
Leider ist das Image des Stadtbusses durch die letzten Diskussionen nicht gerade gestärkt werden. Von Seiten der Bunten Liste kam wiederholt der Verweis auf den Bundestagswahlkampf und den Vorteil für grüne Kandidaten. Deutlich wird an diesem Beispiel die unterschiedliche Intention. Uns geht es nicht um Wahlkampf; wir wollen in der Stadtratsarbeit keine Ideologie umsetzen, sondern sachgerechte Lösungen für Lindau, die in diesem Fall wirtschaftlich und klimafreundlich sind.